Jahresrhythmus
Mit Beginn eines neuen Jahres hat der Winter uns noch gut im Griff und wir müssen die Kinder warm anziehen, wenn wir nach draußen gehen.
Doch völlig unabhängig vom Wetter feiern wir natürlich jedes Jahr neu das Faschingsfest am Fastnachtdienstag. Dieses Fest ist aus Sicht der Waldorfpädagogik ein Fest für Erwachsene. Da die Kinder im Kindergartenalter noch sehr in der Nachahmung und im rhythmischen Leben, gestaltet sich das Faschingsfest entsprechend kindgerecht.
Zum Beispiel kommt ein „Handwerkerfest" dem sehr entgegen. Tischler, Schneider, Maler oder auch der Gärtner haben immer „viel zu tun" und mit Singen und Tanzen geht die Arbeit stets gut voran. So schlüpfen die Kinder, die das letzte Jahr im Kindergarten sind, gern in eine andere Rolle und werden Handwerker, wenn die Zeit der Einstimmung dafür gegeben wurde.
Die kleineren Kinder sind an ihren täglichen Rhythmus gebunden und lieben es nicht so sehr, ihn zu verlassen.
Das Faschingsfest feiern wir intern im Kindergarten ohne Eltern.
Das nächste Fest im Jahreslauf ist das Osterfest. Dieses Fest erleben die Kinder über die Nachahmung und das Vorleben der Erwachsenen. Im Kindergarten sähen wir mit den Kindern das Ostergras ein, um den Osterhasen zu locken und ihm etwas Leckeres zu bieten. Der Frühling trägt die Gedanken der Fruchtbarkeit - alles sprießt und entwickelt sich neu. Im Kindergarten gibt es zu diesem Fest ein Osterfrühstück. Hierfür backen wir mit den Kindern am letzten Tag vor den Ferien ein Osterbrot.
Das christliche österliche Geschehen ist den Kindern aus unserer Sicht in diesem Alter noch nicht so gut zugänglich.
Auch die christliche Bedeutung von Pfingsten ist dem kindlichen Bewusstsein nicht gegenwärtig und so soll es auch bis ins Schulalter hinein sein. Wir empfinden die weiße Taube als typisches Bild zu Pfingsten. Sie ist auf vielen Verkündigungsbildern zu sehen. Die weiße Taube stellt die Verbindung zwischen dem Geistigen und der Erde dar.
In diesem Sinne stellen wir zu Pfingsten mit den Kindern einen kleinen weißen Vogel aus Schafswolle her und bereiten uns damit auf das Fest vor.
Am letzten Freitag vor dem Pfingstfest, backen wir mit den Kindern das Pfingstbrot und essen es anschließend zum Frühstück.
Auch der Geburtstag des Johannes wird im Kindergarten zu einem kleinen Fest gestaltet. Zur Vorbereitung sammeln die Kinder Reisig für das Johannifeuer. An diesem Tag bereiten wir im Kindergarten den Teig fürs Stockbrot vor. Später gehen wir hinaus in den Garten um die Feuerstelle einzurichten. Für die Kinder ist es der Beginn der Sommerzeit und ein riesiger Spaß, am Lagerfeuer Stockbrot zu backen und zum Schluss mit Hilfe der Erwachsenen über das Feuer zu springen.
Im Alltag erleben die Kinder die Vorbereitungen auf das Sommerfest. Es ist das letzte Fest welches die Schulanfänger - nach ihrem eigenen Schulanfängerfest - noch im Kindergarten feiern. Das Sommerfest ist das Fest im Jahr, an welchem die ganze Familie im Kindergarten zusammenkommt. In der Vorbereitungszeit für das Fest werden Sommertänze eingeübt und die Schulanfänger verabschieden sich mit einem eingeübten Tischtheater, was sie voller Stolz vor denEltern und Gästen aufführen.
Die fröhliche Stimmung wird durch ein leckeres Büffet unterstützt, welches die Eltern beitragen. Haben die Schulanfänger dann ihre dicken Malmappen im Arm, die sie über die Jahre gefüllt haben, geht es nun endgültig in die Sommerferien und für die Schulanfänger in einen neuen Lebensabschnitt.
Im Kindergarten feiern wir das Michaels — und Erntedankfest an einem Tag. Die Kinder bringen von zu Hause ein festlich geschmücktes Körbchen mit Erntedankgaben mit. Dieses wird auf einen großen Erntedanktisch gestellt.
Das am Vortag gebackene Michaelsbrot hat auf dem festlich geschmückten Tisch seinen Platz. Dieser Tag beinhaltet für die Kinder große Spannung, da zum Reigen der starke St. Georg ausgesucht wird, der den Mut und die Kraft hat, den bösen Drachen zu besiegen.
Das Frühstück beinhaltet nicht nur das gute kräftige Michaelsbrot, sondern auch eine Gemüsesuppe, die aus den Gaben des Jahreszeitentisches gekocht wird. Fleißig haben die Kinder das Gemüse dazu geschnitten.
In dieser Michaelszeit, die bis zur Martinszeit (Anfang November) dauert, sprechen wir im Morgenkreis gemeinsam statt dem Morgenlied den Michaelsspruch.
Mit Beginn der Herbstzeit beginnt auch die Laternenzeit. Alle Kinder basteln eine Laterne, um am 11.11 .das Martinsfest (Martinsgeburtstag) zu feiern. An diesem Tag findet auch der Laternenumzug mit den Eltern statt. Schon Tage vorher singen wir hierfür viele Lieder, die das Geschehen der Martinsgeschichte unterstreichen.
Der Höhepunkt der Adventszeit, der letzte Tag vor den Weihnachtsferien, ist das Adventsgärtlein.
In der Mitte des Raumes liegt eine Spirale, aus Tannenzweigen gelegt. Vor der Spirale stehen Äpfel inmitten von mit einer Kerze geschmücktem Tannengrün. Im Zentrum der Spirale steht auf einem höheren Hocker eine große Kerze, die fast als einzige Lichtquelle im Raum brennt.
Die Eltern sitzen schon im Raum, wenn die Kinder mit den Erziehern einziehen. Dabei werden Weihnachtslieder gesungen, die von ein oder zwei Instrumenten begleitet werden. Haben die Kinder sich hingesetzt erzählt die Gruppenleiterin eine Weihnachtsgeschichte.
Im Anschluss daran führt sie ein Kind nach dem anderen –Geschwisterkinder meist gemeinsam- in die Spirale hinein. Die Kerze mit dem Apfel wird dann in der Mitte der Spirale entzündet, um sie dann auf die Tannenzweige zu stellen, wo ein Stern liegt den sie sich mitnehmen dürfen. So wird der Raum immer heller und festlicher. Zum Abschluss ziehen wir gemeinsam singend wieder hinaus.
Die Kinder nehmen den Apfel mit der Kerze mit nach Hause. So beginnen wir die Weihnachtsferien, mit der Bitte an die Eltern, mit dem noch frischen, weihnachtlichen Eindruck auch wirklich gleich nach Hause zu fahren.